Facebook-Ausfall zeigt, wie wichtig die Online-Dienste geworden sind

Anfang Oktober 2021 sorgte ein Konfigurationsfehler im Netzwerk des Facebook-Konzerns dafür, dass sowohl Facebook als auch die Foto- und Video-Plattform Instagram sowie nicht zuletzt der Messenger WhatsApp für Stunden nicht nutzbar waren. Neben den jeweiligen Webseiten konnten auch die iOS- und Android-Apps sowie weitere verknüpfte Anwendungen nicht verwendet werden – weder von privaten Anwender:innen noch von Unternehmen. Dieser Facebook-Ausfall hat gezeigt, wie wichtig die einzelnen Plattformen und ihre Kommunikationsmöglichkeiten in unserer modernen Welt geworden sind. Dieser Beitrag zeigt ein paar Einblicke dazu.

Die Welt war für 6 Stunden ohne Facebook, Instagram und WhatsApp

Der sechsstündige Ausfall von Facebook, Instagram und WhatsApp bereitete vielen Nutzer:innen Sorgen. Er war gravierend für die Millionen von Menschen weltweit, die sich auf die sozialen Medien verlassen, um ihre Geschäfte abzuwickeln oder mit Verwandten, Miteltern, Lehrern oder Nachbarn zu kommunizieren. Als alle drei Dienste ausfielen, war dies eine deutliche Erinnerung an die Macht und Reichweite von Facebook, dem Eigentümer der Instagram- und WhatsApp-Apps. Auf der ganzen Welt ließ der Zusammenbruch von WhatsApp viele ratlos zurück. In Brasilien ist der Nachrichtendienst bei weitem die meistgenutzte App des Landes. Auf zirka 99 % der Smartphones ist die App installiert.

WhatsApp ist in Brasilien unverzichtbar geworden, um mit Freunden und Familie zu kommunizieren, aber auch für eine Reihe anderer Aufgaben, wie z. B. die Bestellung von Essen. Ämter, verschiedene Dienste und sogar die Gerichte hatten Probleme, Termine zu vereinbaren, und die Telefonleitungen waren überlastet. Auch in Haiti waren die Auswirkungen des Facebook-Ausfalls extrem spürbar – auch hier werden für zahlreiche Aufgaben die Dienste des Zuckerberg-Konzerns verwendet. Viele der mehr als 11 Millionen Einwohner:innen des Landes sind darauf angewiesen, um sich gegenseitig über Bandengewalt in bestimmten Stadtvierteln zu informieren oder mit Verwandten in den USA über Geldüberweisungen und andere wichtige Angelegenheiten zu sprechen.

Warum fielen Facebook, WhatsApp und Instagram eigentlich aus?

In einem Blog-Beitrag, in dem sich Verantwortliche von Facebook für die weltweiten Probleme entschuldigten, erklärte Santosh Janardhan, Facebooks Vizepräsident für Infrastruktur, dass „Konfigurationsänderungen an den Backbone-Routern, die den Netzwerkverkehr zwischen unseren Datenzentren koordinieren, Probleme verursacht haben, die diese Kommunikation unterbrochen haben“. Das Unternehmen von Mark Zuckerberg erklärte weiterhin, der Ausfall sei „nicht durch böswillige Aktivitäten verursacht worden, sondern durch einen Fehler, den wir selbst zu verantworten haben.“ Einfach erklärt geht es um ein sogenanntes BGP, ein Border Gateway Protocol. Dieses soll auf schnellstem Weg Informationspakete im Internet bewegen. Ein Update dafür enthielt einen signifikanten Fehler, der alles lahmlegte.

Aber warum hat es knapp 6 Stunden gedauert, den Fehler zu beheben? Nun, Experten sagen, die technische Infrastruktur von Facebook wäre ungewöhnlich stark auf die eigenen Systeme angewiesen. Dadurch fehlen Ausweichmöglichkeiten, die bei einem einzigen Fehler einen Komplettausfall verhindern könnten. Nachdem Facebook das verhängnisvolle Router-Update live geschalten hatte, wurden zudem die Techniker:innen aus jenem System ausgesperrt, das es ihnen ermöglicht hätte, mitzuteilen, dass das Update tatsächlich ein Fehler gewesen war. So konnten sie das Problem nicht beheben. Zudem waren Sicherheitssysteme betroffen, was einigen Mitarbeiter:innen sogar den Zutritt der nötigen Einrichtungen erschwerte. Ihre Zugangskarten wurden nicht mehr akzeptiert.

Telegram soll bis zu 70 Millionen neue User bekommen haben

Da niemand wusste, ob und wann die Facebook-Services zurückkommen, und weil sich die Menschen rund um den Globus auch weiterhin ad hoc unterhalten wollten, wichen sie auf andere Services aus. Nach WhatsApp ist wohl Telegram eine der bekanntesten Messenger-Apps – und deshalb wurde in Folge des Facebook-, Insta- und WhatsApp-Ausfalls von den Macher:innen verkündet, dass Telegram 70 Millionen neue Nutzer:innen bekommen habe. Telegram, das nach eigenen Angaben die Privatsphäre und die Sicherheit der Nutzer:innen in den Vordergrund stellt, wurde 2013 von dem selbsternannten Liberalen Durov gegründet und verfolgt eine Philosophie der „Hands-off“-Moderation.

Es ist nicht das erste Mal, dass Telegram einen schnellen Zustrom neuer User erlebt. Im Januar 2021 gab die App bekannt, dass sie mehr als 25 Millionen Accounts hinzugewonnen hat, nachdem es Bedenken wegen einer neuen WhatsApp-Datenschutzrichtlinie und Verwirrung darüber gab, ob die Richtlinie die gemeinsame Nutzung von Daten mit Facebook vorschreiben würde. Schnell wurde bei Telegram die Marke von 1 Milliarde Downloads überschritten. Wegen der besagten Datenschutz-Änderung in den Facebook-Apps sind einige Leute noch heute misstrauisch und nutzen WhatsApp vorsorglich gar nicht mehr. Gut für sie, denn sie waren bereits für den Ausfall im Oktober mit Alternativ-Apps gewappnet. Neben Telegram gibt es dabei auch noch Threema, Signal und andere.

Überblick zum Facebook-Ausfall in 2021

  • Am 4. Oktober 2021 fielen die Zuckerberg-Dienste Facebook, WhatsApp und Instagram für 6 Stunden aus
  • Schuld war ein Konfigurationsfehler in einem Protokoll-Update der intern verwendeten Router
  • Neben dem Netzwerk der einzelnen Dienste waren auch digitale sowie physische Zugänge betroffen
  • Deshalb dauerte die Behebung des Fehlers so lange und war nicht durch einen Remote-Zugriff möglich
  • In Folge des Ausfalls wanderten viele Menschen von den genannten Diensten zu anderen Kommunikationswegen ab – Telegram, SMS und mehr

Was wir vom Ausfall der Facebook-Dienste lernen können

Im Hinblick auf die Kommunikation mit anderen sollten wir nicht alles auf eine Karte setzen. So sollte man nicht nur Facebook, Instagram und WhatsApp (oder lediglich eine dieser Apps) für Unterhaltungen mit anderen nutzen. Hat man einen Telegram-, Threema- und / oder Signal-Account in der Hinterhand, kann man schnell zu diesem übergehen. Außerdem sollten sich Prepaid-Nutzer immer einige Euro Guthaben bereithalten, um im Ernstfall auf SMS oder Telefonate umschwenken zu können – zum Beispiel, wenn das Internet als gesamter Kommunikationsweg ausfällt und man zurück ins alte Mobilfunknetz muss. Wer die Möglichkeit hat, sollte zudem ein Festnetz-Telefon vorrätig halten… für den richtig ernsten Ernstfall.

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